Druckgrafiken
Von 1992 bis zum allzu frühen Tod des bekannten Schweizer Kupferdruckers Rolf Meier im Dezember 2000 erarbeitete Gutruf in dessen Atelier in
Winterthur an die hundert Druckgrafiken verschiedenster Techniken. Aus der Erfahrung, dass zeitliche Abläufe in der Darstellung ein und desselben Objektes zusätzliche
Aspekte eröffnen, gewinnt Gutruf Bausteine für seine Kompositionen. Er baut somit auch die 4. Dimension (die Zeit) in seine Gestaltung ein, die er bewusst nach klassischen
Regeln ausführt.
STILLLEBEN / INTERIEUR
Einige der Stillleben sind Radierungen, angereichert mit Aquatinta; manchmal werden auch zusätzlich Vernis mou und Zuckertusch-Effekte eingesetzt, wobei der Arbeitsprozess
im Extremfall von bis zu 20 Zustandsdrucken dokumentiert werden kann.
ROMA
Linolschnitte aus dem Rom-Zyklus
„Von stilistisch besonderer Eindringlichkeit sind Gutrufs Linolschnitte mit architektonischen Themen wie Kolosseum und San Pietro. Trotz der Stärke des Sachinhalts steht der
Entwurf ganz im Zeichen der Abstraktion. Unser Auge folgt der Bewegung schwungvoller Linien, die im Rhythmus barocker Musik wie Notationen einer höheren Ordnung dem bildnerischen
Raum sein Leben geben. Das dargestellte Motiv erhebt sich ganz langsam aus der Schönheit des abstrakten Geheges, nur um wieder langsam in ihm zu versinken, wie in einem Traum...“
(Paul Rotterdam, New York 1998)
BERÜHRUNGEN
„Mit der Mappe der Berührungen betritt Gutruf erneut ein experimentelles Gebiet. Die Blindzeichnungen im Dunkeln ermöglichen ein extrem rasches Arbeiten; dank ihrer
intuitiven Spontaneität vermitteln sie eine sinnliche, erotische Atmosphäre die – vielleicht sogar nicht bewußt – an die Behandlung erotischer Erfahrung durch Klimt
und Schiele anschließt...“ (Heribert Hutter im Vorwort für Mexiko City, 1992)
KLEINE VARIATIONEN NACH GROSSEN MEISTERN
Seit 1976 arbeitet Gutruf an den „Kleinen Variationen nach großen Meistern”. Jährlich wird die als work in progress konzipierte Linoldruck-Serie durch einige neue Exemplare ergänzt. Bis jetzt können etwa 120 Beispiele mit ihren Vorbildern aus der Kunstgeschichte u.a. mit Fresken aus Pompei über Simone Martini, Masaccio, Piero della Francesca, Bellini, Tizian, Breugel, Velazquez, Chardin, Klimt, Schiele bis Picasso verglichen werden.
STUDIEN ZU DEN KLEINEN VARIATIONEN
Tamayo-Variationen
Im Jahr 2000 flog Gutruf nach Mexico City, um die faszinierende Kultur des Landes besser kennenzulernen. Besonderes Interesse galt auch der modernen und zeitgenössischen
Malerei Mexikos, der eine außerordentliche Bedeutung für das Selbstverständnis des Landes zugeschrieben wird. Mit Botschafter Klas Daublebsky hatte er Gelegenheit, den
berühmten 90-jährigen Maler Rufino Tamayo in seinem Atelier besuchen zu dürfen. Zur Erinnerung an das Treffen schuf Gutruf
einige Variationen mit Motiven des greisen Meisters
vor Gutruf-Hintergründen, die unter anderem 1992 im Museo Nacional de la Estampa in Mexico City gezeigt wurden.